Im sportlichen Winteraktivurlaub kommt es immer wieder zu Verletzungen. Aktuelle Statistiken aus Österreich belegen, dass es in der letzten Wintersaison zwar zu keiner Zunahme von Skiunfällen mit Verletzungen gekommen ist, der Verletzungsgrad durch höher gefahrene Geschwindigkeiten jedoch gestiegen ist.
Damit der Winterurlaub nicht in der Klinik endet, sondern zum vergnüglichen und sicheren Sporterlebnis wird, sollte man sich schon im Sommer entsprechend vorbereiten. Dazu zählen Kraft-, Ausdauer- und Geschicklichkeitstraining sowie ein Material-Check. Denn ohne Fleiß kein Spaß beim Skifahren und Snowboarden. Je besser die Fitness beim Urlaubsantritt, umso geringer ist das Verletzungsrisiko.
Meistens Einzelstürze
100 Millionen Skifahrer und 10 Millionen Snowboarder können nicht irren, zählen doch beide Disziplinen zu den beliebtesten, vergnüglichsten und dynamischsten Wintersportarten. Nach ursprünglichen Bedenken kommen beide Sportarten mittlerweile gut nebeneinander auf der Piste und im freien Gelände zurecht. Die Bewegung in der freien Natur, egal ob auf einem oder zwei Brettern, erfordert jedoch gewisse Voraussetzungen, damit man den Winterurlaub auch genießen kann. Denn mehr als 90 Prozent aller Ski- und Snowboardverletzungen entstehen durch den selbst verschuldeten Einzelsturz, verursacht durch Müdigkeit, mangelndes technisches Können, geländebedingte Hindernisse und schlechte Sicht. Kollisionen der Wintersportler untereinander treten lediglich in zwei bis drei Prozent der Fälle auf. Kollisionen mit fixen Hindernissen sind häufiger. Der Großteil der Unfälle passiert am späteren Nachmittag, wo bereits die Müdigkeit in die Glieder fährt. Manchmal spielt auch Alkohol eine Rolle, wenngleich der Stellenwert des „Einkehrschwungs" bei weitem überschätzt wurde. Auch materialtechnische Probleme wie vor allem schlecht gewartete Bindungen, zu aggressives Ski- oder Snowboardmaterial und abgenutzte Schuhe sind Ursache für Verletzungen.
Gefahr: Tiefschneefahren
Alpine Gefahren lauern überall, besonders das Tiefschneefahren knapp neben der Piste bedeutet höchste Gefahr, da die frische Schneedecke in diesem Bereich den meisten Spannungsunterschieden ausgesetzt ist. Viele Wintersportler wiegen sich somit nur in vermeintlicher Sicherheit der Pistennähe und gefährden damit sich und andere. Fahren im freien Gelände setzt Können, Kondition und alpine Sicherheit mit Lawinenbasisausrüstung (Schaufel, Sonde, Piepser, Notfallequipment) sowie einen ortskundigen Bergführer voraus. Die Anforderungen für Ski- und Snowboardfahrer sind hoch. Ausdauer ist die Grundvoraussetzung. Kraft, Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Beweglichkeit sind gefordert, um beide Sportarten sicher zu genießen. Wer denkt, ohne körperliche Vorbereitung Ski fahren zu können, irrt gewaltig. Denn dann bestimmt der Ski oder das Board, wo es langgeht - und die Verletzungswahrscheinlichkeit erhöht sich um ein Vielfaches.
Ausdauer- und Krafttraining zur Vorbereitung
Wer nicht in der Lage ist, zehn Kilometer am Stück zu laufen oder 40 Kilometer auf dem Fahrrad zu fahren, sollte besser seine Ausdauer durch ein Grundlagentraining stabilisieren. Was nützt das beste Material, wenn bei der ersten Abfahrt im Tiefschnee bereits die Oberschenkel brennen. Sportarten wie Langlaufen im Winter sind dann eine gute Alternative. Der Startschuss zum Wintertraining sollte spätestens im Sommer erfolgen. So machen es auch die Profis. Ausdauerläufe, Radtouren, Inline-Skaten und andere Ausdauersportarten sind bestens geeignet, um über den Sommer Kondition aufzubauen. Speziell Mountainbiken ist ein ideales Training fürs Skifahren und Snowboarden. Neben der Grundlagenausdauer kann man auch Kraftausdauertraining, Koordination, Geschwindigkeit und Geschicklichkeit trainieren. Moderates Krafttraining wirkt nicht nur Wunder im Tiefschnee, sondern formt auch den Körper. Heute gibt es eine Vielzahl von Fitnessstudios, die spezielle Angebote für die Wintersportvorbereitung im Programm haben.
Technik und Ausrüstung
Um die klassischen Skiverletzungen wie Skidaumen oder die langwierigen Kniebänderrisse beziehungsweise snowboardertypischen Handgelenks- und Sprunggelenksverletzungen zu vermeiden, gilt es, auch an der Technik zu feilen. Wer glaubt, ein guter Wintersportler zu sein, sollte sich nicht darauf ausruhen, sondern zumindest einmal pro Saison eine Nachschulung machen. Es ist oft erstaunlich, was man dabei noch lernen kann.
Auch macht der Einsatz von Schutzelementen im Ski- oder Snowboardhandschuh Sinn, um den häufigen „Skidaumen" und den typischen „Snowboarder-Handgelenksbruch" auf ein Minimum zu reduzieren - laut aktueller Literatur um bis zu 75 Prozent. Das Tragen von leichten, wintertauglichen Sporthelmen wie auch von Rückenprotektoren sind durchaus sinnvolle Schutzmaßnahmen und werden zunehmend angenommen.
Material-Check
Der Material-Check vor der Wintersaison ist ein Muss. Dazu zählt die Bindungseinstellung mit den eigenen Schuhen sowie das Kanten- und Belagtuning für Ski und Snowboard. Das Zusammenspiel von Skischuh und Bindung wird ganz wesentlich vom Zustand der Sohle bestimmt. Sollte diese abgerundet oder desolat sein, ist dringend ein Neukauf angezeigt, da sonst die Bindungsauslösung ganz wesentlich beeinflusst wird. Im Gegensatz dazu wird beim Snowboarden mit Fixbindungen gefahren, das heißt, jede ungewollte Lösung des Schuhs vom Board wäre fatal. Daher sollten immer die Bindungsinserts im Board auf Festigkeit und die Schnallen der Bindungen überprüft werden. Auch sollten die Snowboard-Bindungen mit den Schuhen die seitlichen Wangen des Boards nicht überragen, da es sonst zu ungewolltem Schneekontakt mit den Schuhen beim Carven und somit zu schweren Stürzen kommen kann.
Bevor man sich in das Vergnügen einer Abfahrt stürzt, sollte man sich immer aufwärmen, speziell dann, wenn es am Lift extrem kalt war. Übrigens nur ein Viertel bis ein Fünftel der Zeit wird pro Tag aktiv mit Pistenabfahrten genossen. Der Rest der Zeit geht beim Schlangestehen am Lift, Liftfahren, Anschnallen, Schließen der Schuhe oder Pausieren verloren. Daher sind Ski- und Snowboardtouren mit aktivem Aufstieg und „verdienter Abfahrt" - ebenso wie das Lang- laufen oder Schneeschuhwandern - eine reizvolle Alternative fernab aller Menschenmassen.
Dr. Klaus Dann
Der Knorpelschaden des Sportlers
Nicht nur die medizinische Fachliteratur, sondern auch zunehmend die "bunte" Presse beschäftigt sich mit der Thematik "Knorpeltherapie". Leider werden in diesen Darstellungen überzogene Erwartungen an die therapeutischen Möglichkeiten in der Öffentlichkeit geschürt. Beim hyalinen Knorpel handelt es sich um eine komplexe Gewebsstruktur mit hohem Wassergehalt, die eine abriebsarme Beschichtung der Gelenke mit hoher Elastizität darstellt. Diese Knorpelbeschichtung ist auf Grund eines Wasserverlustes dieses Gewebes im Alter gefährdet und mündet in den allgemein bekannten Veränderungen der Verschleißerkrankung oder Arthrose. Beim Sportler handelt es sich eher um Schäden des Knorpels im Rahmen von unfallbedingten Veränderungen oder auf Grund von Fehlbelastungen. Die ist getrennt von den Verschleißerkrankungen des Kniegelenkes zu sehen, so dass Knorpeltherapie nicht zwangsläufig gleich Arthrosetherapie ist.
Das Knorpelgewebe ist weder mit Nerven noch mit Gefäßen versorgt. Die Versorgung des Gewebes mit Nährstoffen wird über die Gelenkflüssigkeit gewährleistet. Der Schmerz beim Gelenkschaden entsteht meist durch die begleitende Reizung der Gelenksinnenhaut. Auf Grund der großen knorpeligen Flächen und der Verletzungsanfälligkeit steht das Kniegelenk bei der Versorgung von Sportlern im Mittelpunkt des Interesses. In der Vergangenheit ist bei einer Kniegelenkverletzung die Band- und Meniskusverletzung in den Vordergrund gestellt und der begleitenden Knorpelverletzung zu wenig Beachtung geschenkt worden.
Ein anderes Kollektiv der Knorpelschäden bei Leistungssportlern ist im Sinne der Fehl- und Überbelastung zu sehen. Dies kann im Zusammenhang mit Achsabweichung des Beines, wie O- und X-Bein, auftreten, aber auch auf sportartspezifischer (Fehl-)Belastung beruhen, die zum Beispiel durch eine fehlerhafte Technik bedingt sein kann.
Die Diagnostik von Knorpelschäden kann, nachdem mit konventionellen Röntgenbildern Knochenverletzungen und mittels Ultraschall Gelenkerguss und eventuell Meniskusverletzung abgeklärt worden sind, im Wesentlichen über die Kernspintomographie mit speziellen Knorpelsequenzen erfolgen. Eine endgültige Beurteilung gelingt häufig erst im Rahmen der Kniegelenkspiegelung, bei der die Oberflächenbeschaffenheit direkt mittels Tasthaken - also mechanisch - überprüft wird. Die Behandlungsmaßnahmen für Knorpelschäden sind in konservative und operative Maßnahmen zu trennen.
Bei der medikamentösen Therapie greift man auf eine systemische Applikation mit Tabletten und auf eine lokale Injektion in das betroffene Gelenk zurück. Die begleitenden physikalischen Maßnahmen sollen die Beweglichkeit des Gelenkes wieder herstellen, die Muskeln kräftigen, die Führung des Gelenkes optimieren und Begleitprobleme wie Gelenkerguss mittels Lymphdrainage therapieren. Bei unfallbedingter Instabilität kann eine vorübergehende Hilfsmittelversorgung durch Knieschienen sinnvoll sein.
Im Rahmen der medikamentösen Therapie ist zu differenzieren zwischen Substanzen, die den allgemeinen Schmerz- und Reizzustand behandeln, wie z. B. Diclofenac und Ibuprofen (nicht-steroidale Antiphlogistika), und Medikamente, die in die Versorgung des Knorpelgewebes selber eingreifen. Als Vertreter für die zweite Gruppe sind Substanzen wie Glucosaminsulfat und Ademetionin zu nennen. Bei den Substanzen, die per Injektion in das Gelenk eingebracht werden, unterscheidet man generell zwischen Medikamenten, die schmerzlindernd und solchen, die ernährend wirken. Bei einer Kniegelenkpunktion können z. B. Lokalanästhetikum plus ein Cortisonpräparat zur Schmerzlinderung und Reduktion des entzündlichen Prozesses appliziert werden. Als Nährstoff steht die Hyaluronsäure in verschiedenen Formen als Bestandteil der Knorpelstruktur zur Verfügung. Die Injektion soll zu einer Verbesserung der Ernährung und der Gleitfähigkeit des Knorpels im Sinne einer "Gelenkschmierung" führen. Hier gibt es eine reichhaltige Palette an Präparaten, die zum Teil aus Hahnenkammextrakten gewonnen oder künstlich im Labor hergestellt werden. Meistens wird eine Hyaluronsäure-Kur mit drei bis fünf Injektionen alle sieben bis zehn Tage empfohlen.
Die Hilfsmittelversorgung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Orthopädietechniker, richtet sich nach dem jeweiligen Problem im Bereich des Gelenkes und kann von elastischen Bandagen bis hin zu Gelenkschienen mit voreingestellten Bewegungsausmaßen erfolgen. Der Erfolg dieser Behandlung ist vom Ausmaß des zu therapierenden Schadens abhängig. Generell gilt, je geringer der Schaden, um so wirksamer sind die Maßnahmen.
Bei den operativen Maßnahmen im Bereich des Leistungssportes dreht sich alles um den Gelenk- und somit Knorpelerhalt. Im Rahmen einer Kniegelenkspiegelung wird der Schaden untersucht, dokumentiert und therapiert. Die Reparaturverfahren wie die Anbohrung oder Mikrofrakturierung sollen durch eine Perforierung des unter dem Knorpel liegenden Knochens über die resultierende Blutung einen Heilungsprozess in Gang setzen. Das Ausheilungsergebnis kann leider den hochwertigen hyalinen Knorpel nicht gleichwertig ersetzen, führt aber zu der Ausbildung eines Ersatzknorpels. Dieser weist die elastischen Eigenschaften des ursprünglichen Knorpels nicht auf und hält einer langfristigen Belastung auf Grund biomechanischer Defizite nicht stand, verhindert aber ein schnelles Fortschreiten des Knorpelschadens und ist gut für kleinere Defekte geeignet. Falls es im Rahmen der Verletzung zu einem Ausbrechen eines Knochen-Knorpelfragmentes gekommen ist, sollte alles daran gesetzt werden, das Originalgewebe durch eine Refixation zu erhalten.
Verschiedene rekonstruktive Operationsverfahren verfolgen den Ansatz, den ursprünglichen Knorpelschaden wieder durch belastbaren hyalinen Gelenkknorpel auszubessern. Dieses kann man durch den Transfer von körpereigenem Knorpelgewebe aus einer wenig beanspruchten Region in den Schaden erreichen oder durch die Anzüchtung von Knorpelzellen im Labor. Die im Labor vermehrten Knorpelzellen werden in einem zweiten Eingriff entweder in flüssiger Form oder an eine Gewebematrix gekoppelt eingebracht. Diese Verfahren münden im Idealfall in hyalinartigem Gewebe, welches als Annäherung an das ursprüngliche Knorpelgewebe zu verstehen ist. Die rekonstruktiven Verfahren sollten für größere Knorpelschäden zum Einsatz kommen, da ein unbehandelter Knorpelschaden vor allem bei Sportlern mit hohen Belastungen zwangsläufig zu einer Beschädigung des gegenüberliegenden Gelenkpartners und des Meniskus führt und somit einem dem Alter des Patienten vorauseilenden Verschleiß des betroffenen Gelenkes Vorschub leisten würde.
In vielen Bereichen wird über Einsatzmöglichkeiten der Gentechnologie im Sinne von therapeutischen Möglichkeiten von knorpelspezifischen Wachstumsfaktoren etc. geforscht. Hier muss die Weiterentwicklung abgewartet werden, bevor die Behandlungsmaßnahmen breiten Bevölkerungsgruppen zur Verfügung gestellt werden können. Leider werden die innovativen Behandlungsmaßnahmen für Knorpelschäden auf Grund des Abrechnungssystems in Deutschland derzeit erheblich gebremst. Generell hat der Wissensstand aus dem Jahre 1743 von W. Hunter weiterhin Gültigkeit, dass ein einmal zerstörter Knorpel nie wieder so gut wie das Originalgewebe hergestellt werden kann.
Priv.-Doz. Dr. med. Christian H. Siebert, Gehrden